Wenn wir einen Rückblick auf die Geschichte des Löschbezirks Köllerbach werfen, so müssen wir auch die Zeit vor dem Bestehen unserer Freiwilligen Feuerwehr in diese Betrachtung einbeziehen. Vorschriftsmäßig ausgebildete und straff organisierte Feuerlösch- und Hilfeleistungsorganisationen, wie sie heute auch im kleinsten Ort eine Selbstverständlichkeit sind, gab es bis zur Jahrhundertwende in Köllerbach nicht. In den damals noch selbständigen sechs Gemeinden Kölln, Engelfangen, Sellerbach, Herchenbach, Etzenhofen und Rittenhofen, aus denen das heutige Köllerbach hervorgegangen ist, waren zwar einige Feuerlöschgeräte vorhanden, beispielsweise in jedem Ort zwei Feuerleitern, zwei Feuerhaken, einige Feuerwehrschläuche und Ledereimer, doch konnte von einer vollständigen Ausrüstung keine Rede sein. In der Gemeinde Sellerbach war überdies eine Feuerspritze stationiert, die Eigentum der sechs Gemeinden und der Gemeinde Walpershofen war. Um auch die anfallenden Kosten für größere Anschaffungen anteilsmäßig auf die einzelnen Gemeinden aufzuteilen, waren die sechs Gemeinden und die Gemeinde Walpershofen im Spritzenverband Kölln zusammengeschlossen. Dieser Spritzenverband, der sich aus Vertretern der Gemeinden zusammensetzte, beschloss, für die in Sellerbach stationierte Feuerspritze Transportkosten für die einzelnen Orte zu berechnen. So musste bei Anforderung der Feuerspritze, die noch mit Pferden zum jeweiligen Brandort gezogen wurde, folgende Transportkosten entrichtet werden: Engelfangen neun Mark, Etzenhofen sechs Mark, Herchenbach zwölf Mark, Sellerbach sechs Mark, Rittenhofen neun Mark, Kölln sechs Mark und Walpershofen neun Mark. Gleichzeitig wurde auch festgelegt, dass die Gemeinde Walpershofen für die Unterkunft der Feuerspritze im Schulhaus Sellerbach keine Miete zahlen musste. Die Dauer des Einsatzes der Feuerspritze spielte keine Rolle. Um diesen doch sehr lockeren Feuerschutz besser zu organisieren, fanden sich im Mai 1905 einige Männer zusammen, die den Feuerwehrverein gründeten.
Folgende Gründungsmitglieder sind uns bekannt:
Peter Blaß, Georg Kläs, Jakob Lydorf, Georg Peter, Peter Maurer, Jakob Schmidt, Nikolaus Schmidt, Georg Serf, Johann Schneider und Johann Zapp.
Aus diesem Feuerwehrverein ging im Jahre 1907, aufgrund eines Erlasses des Regierungspräsidenten der Rheinprovinz vom 30. November 1906, die Freiwillige Feuerwehr hervor. Der Erlass besagte, dass in allen Städten und Gemeinden, in denen keine durch den Regierungspräsidenten anerkannte Berufs- bzw. Freiwillige Feuerwehr besteht eine Pflichtfeuerwehr zu gründen sei. Da auch der in unseren Gemeinden bestehende Feuerwehrverein vom Regierungspräsidenten nicht als anerkannte Freiwillige Feuerwehr galt, aber die Bereitschaft zum freiwilligen Dienst bestand, kam es 1907 zur Umwandlung des Feuerwehrvereins in die Freiwillige Feuerwehr. Führer des Feuerwehrvereins und erster Wehrführer war Georg Serf. Jede Freiwillige Feuerwehr musste anerkannte Satzungen haben. So stand am Anfang der „Statuten des Freiwilligen Feuerwehr-Korps des Spritzenverbandes zu Kölln-Sellerbach“ folgende Präambel:
„Die schwere Aufgabe der Feuerwehr wird gelöst, wenn unter den sich beteiligenden Männern aller Stände ein solcher Geist herrscht, dass jeder Einzelne es sich zur Ehre anrechnet, seine eingegangenen Verpflichtungen unter allen Verhältnissen streng zu erfüllen. Nur durch ein diesem Geiste entsprechendes kameradschaftliches Zusammenwirken ohne irgendwelche Überhebung wird es möglich, alle die mit den Wehrpflichtigen selbst verbundenen Schwierigkeiten selbst zu beseitigen und das edle Ziel:
Schutz des Lebens und Eigentums der Mitbürger – zu erreichen.
Der wahre Korpsgeist aber äußert sich in Aufrechterhaltung der Subordination, Pünktlichkeit und strengen Manneszucht, deren Gesetzen jedes Mitglied ohne Unterschied der Charge und ohne Widerrede unterworfen ist.“
Nach dieser Präambel folgte die Satzung, die jeder Feuerwehrmann durch seine Unterschrift anerkennen musste.
Mit Beginn des ersten Weltkrieges blieb auch die Freiwillige Feuerwehr von Einberufungen zur Wehrmacht nicht verschont. Alle wehrfähigen Feuerwehrleute wurden zu den Fahnen gerufen. So kam es, dass im Jahre 1916 ein ordnungsgemäßer Feuerschutz auf freiwilliger Basis nicht mehr gewährleistet war, denn es fehlte an Männern, die den Dienst freiwillig verrichteten. Die Folge war, dass eine Pflichtwehr gegründet werden musste. Zum Dienst in der Pflichtwehr war jeder männliche Einwohner im Alter zwischen 18 und 50 Jahren verpflichtet, sofern er nicht körperliche oder geistige Gebrechen hatte. Darüber hinaus musste jedes Mitglied der Pflichtfeuerwehr eine ihm zugeteilte leitende Position für mindestens fünf Jahre übernehmen. Befreit vom Dienst in der Pflichtfeuerwehr waren außer den Kranken auch Reichs- und Staatsbeamte, Militärpersonen, Geistliche, Kirchendiener, Lehrer und Schüler, Ärzte, Apotheker, Krankenpfleger sowie Tierärzte. Mitglieder der Pflichtfeuerwehr, die den Übungsdienst ohne dringenden Grund (z. B. Krankheit oder Schichtarbeit) versäumten oder im Falle eines Brandes die Hilfeleistung versagten, wurden mit einer Geldstrafe bis zu 60 Mark, an die im Ersatzfall eine entsprechende Haftstrafe trat, bestraft werden.
Nach Ende des Krieges begannen sich die Verhältnisse wieder zu normalisieren, womit auch das Ende der Pflichtfeuerwehr gekommen war. Ab 1919 wurde die Feuerwehr wieder als Freiwillige Feuerwehr geführt.
Im Jahr 1924 wurde der Musikverein „Harmonie“ in die Freiwillige Feuerwehr übernommen und trat ab diesem Zeitpunkt als Feuerwehrkapelle auf. An Übungstagen wurde um sechs Uhr morgens durch die Hornisten zum Wecken geblasen. Erst nach dem 2. Weltkrieg schied die Feuerwehrkapelle aus der Feuerwehr aus und besteht heute als Musikverein „Harmonie“ weiter. Grund zu diesem Ausscheiden war ein Erlass der Militärregierung, in dem die personelle Stärke der Feuerwehr festgelegt war. Um diese Grenze der Sollstärke durch den Musikzug nicht zu überschreiten, war ein Ausscheiden notwendig geworden.
Auf ihr 25-jähriges Bestehen konnte die Freiwillige Feuerwehr Köllerbach 1930 zurückblicken. Dieses Ereignis wurde in großem Rahmen mit einem Feuerwehrfest gefeiert. Der Zusammenschluss der Wehren Riegelsberg, Köllerbach, Herchenbach und Walpershofen (insgesamt sechs Löschzüge) erfolgte im Jahre 1935 unter dem Amt Riegelsberg.
Die Aufwärtsentwicklung der Freiwilligen Feuerwehr wurde jedoch durch den Ausbruch des 2. Weltkriegs abermals unterbrochen. Aufgrund der Evakuierung des Ortes und der Einberufung des größten Teils der Feuerwehrangehörigen war die Feuerwehr praktisch nicht mehr vorhanden. Nach der Evakuierung versammelten sich die verbliebenen Feuerwehrleute erstmals wieder im August 1940 unter Amtswehrführer Alois Neuhaus und nahmen wieder ihre Tätigkeit auf. Um den Feuer- und Katastrophenschutz aufrechtzuerhalten, mussten neben Jugendliche und Notdienstverpflichtete, auch die von Staatsseite aufgestellten Sicherheits- und Hilfsdienste herangezogen werden. In den Jahren 1941 / 42 wurde im Ortsteil Sellerbach ein Gerätehaus gebaut, dessen Einweihung am 06. Juni 1942 gefeiert wurde. Das erste motorisierte Löschfahrzeug erhielt die Feuerwehr Köllerbach am 27. September 1943, also noch während der Kriegsjahre. Dieses Löschgruppenfahrzeug (LF 8), das vorher in Riegelsberg stationiert war, musste nach dem Krieg aber wieder zurückgegeben werden. Von 1944 bis zum Jahr 1948 übernahm Amtswehrführer Alois Klein die Führung der Feuerwehr.